Samstag, 26. April 2014

Denkmal


uff... es fehlen mir die Worte. Es ist eine tieftraurige Geschichte, zum Verzweifeln dieser Albtraum Adoption. Der Atem gerät ins Stocken, liebes hübsches Mädchen wir würden uns sofort von ganzen Herzen für dich entscheiden. Bestimmt ohne zu zögern und ohne Rückgabegarantie! Oder nein warte, wir hätten dich erst gar nicht von deinen Eltern getrennt. Und wenn wir uns noch so sehr Kinder wünschen, so geht es einfach überhaupt nicht …uff

Mariechen

Freitag, 25. April 2014

Mariechens Gedichte

4.2014

Liebe Flöckchen

Rücken wir diese Sätze in vertrauensvolles Licht,
versuchen wir uns einmal für Dich im Gedicht.

Du hast gearbeitet, geschuftet und gerackert 42 Jahre,
für eine Firma mit Buchhausware.
Filialen hast Du versorgt mit Büromaterial,
Geschenkpapier, Buchzeichen und Verbrauchsgüter ideal.

Ohne wenn und aber, ohne Müh und Not,
hast Du verschoben Paletten von einem zum anderen Ort.
Buchungen in Euro, Dollar und Schweizer Franken,
eine Menge waren‘s, dafür wollen wir Dir danken.

Kreditoren, Ausländerrechnungen, Unkosten waren deine Arbeitswelt,
nein, Du hast dich nicht abgequält, sondern auf Dich wurde gezählt.
Multiplikation, Subtraktion, Division oder Addition,
darin warst Du Profi, gewiss auch ohne hohe Provision.

Lieferanten, Kunden und Mitarbeitende schätzen Deine heitere,
offene und direkte Art,
weswegen Deine Persönlichkeit nicht weniger ist, sanftmütig und zart.
Wird man den Stier an den Hörnern packen und kitzeln,
darüber wollen wir heute lieber nicht witzeln.

Niemals warst Du Dir zu schade Deine Stöckelschuhe ab zu wetzen
bei Hilferufen von anderen durch den Flur zu hetzen.
Oooh, es wird uns fehlen Dein Pfeifen und Summen,
verwandelte es doch manche zauberhafte Bürostunden.

Wir freuen uns schon heute auf Deine künftige Besuche
und erfrischende Worte,
wenn Du uns beehren tust mit hoffentlich Deiner leckeren Quarktorte.

Nun, liebe Flöckchen, ist es an der Zeit,
von uns dir zu wünschen, was dir gefällt.
Endlich ohne Verpflichtungen, Arbeit und trotzdem viel Geld,
kannst Du heute verdient in Rente gehen,
wenn draussen die ersten bunten Blumen blühen.

In Zukunft deinen Schmetterlingen und Hobbies frönen,
und deine Liebsten sowie Tiger die Katze verwöhnen.
Morgens etwas länger schlafen.
Es ist erreicht – Du bist im Seehafen.

Was Du auch willst, Du kannst es tun,
doch vergiss nicht auch zu ruhen.
Wir wünschen Dir von ganzen Herzen, das sollst Du wissen,
den Ruhestand in vollen Zügen zu geniessen.

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© Fotocommunity
Liebe Flöckchen, dieser Reim, hast du letzte Woche erhalten. Heute an deinem Geburtstag denke ich einfach an dich. Ich wünsche dir, dass du die neu gewonnene Freiheit in vollen Zügen geniessen kannst.

Du Frohnatur hast bei mir einen ganz speziellen Platz eingenommen. Hast bemerkt, wenn es mir nicht gut ging, mich aber ruhen lassen, dich nicht aufgedrängt. Du warst einfach da. Sporadisch hast du mich auf unsere Familienplanung angesprochen. Immer bin ich dir bei diesem Thema ausgewichen und ich habe gemerkt, wie du mein heimliches Leiden wahrgenommen hast. Du hast es einfach gut sein lassen. Kürzlich hast du mir ein wunderbares Kompliment zugesprochen. Du hast dich beinahe entschuldigt dafür.

Irgendwie sei es komisch, aber du fühlst dich bei mir so geborgen. Es sei für dich selbst nicht richtig erklärbar. Vielleicht sei es wegen meiner ruhigen Eigenheit, meiner grossen Gestalt oder meinen breiten Schultern. Es sei eine besondere Verbindung zwischen uns.

Diese Worte habe ich wirklich nicht erwartet. Überrascht habe ich sie entgegen genommen und habe dich wohl etwas sprachlos angeschaut. Solche mündliche Präsente von einer so lebenserfahrenen, klugen, hilfsbereiten und aufrichtigen Frau zu erhalten, ehren mich sehr. Ja gell, reale Freundschaften kennen keinen Altersunterschied.

Flöckchen, du bist erst eine Woche weg und ich vermisse dich wahnsinnig. Es flattert einfach kein aufmunternder Spruch mehr durch das Grossraumbüro. Ich erhasche mich ständig, wie ich auf das Geräusch der Türe lausche, wenn wieder jemand zu uns in die Abteilung kommt. Dann denke ich, aber jetzt, das muss Flöckchen sein. Leider ist dem nicht so, kein Klappern von Stöckelschuhen, kein ausgelassene Scherze, einfach ganz alltäglich. Zum Glück kann ich mich in meine Arbeit verkriechen, sonst wäre mir schon längst die Decke auf den Kopf geknallt.

Jetzt freue ich mich auf unsere künftigen gemeinsamen Freizeit-Unternehmungen. In diesem Sinne alles Liebe zum Geburtstag.

Herzlichst Mariechen

Dienstag, 22. April 2014

Knistern in der Luft

Vor einiger Zeit kündigte mein jüngerer Bruder einen kurzen spontanen Besuch bei uns an, was ja so schon selten genug ist. Und ich wusste sofort welche Stunde geschlagen hat. Denn seit längerem habe ich mir ausgemalt, wie ich mich fühlen werde, wenn diese Botschaft uns anvertraut wird. Somit habe ich mir eine eigene Taktik zurechtgelegt. Halt ein bisschen wie im Fussball. Zuerst den Gegner visualisieren, Handshake, antizipieren, den Wettkampf austragen, erneutes Handshake, sich den Sieg oder die Niederlage eingestehen, Resultat akzeptieren und abschliessend erhobenen Hauptes oder betroffen den Platz verlassen.

Total glücklich und aufgestellt, kam mein Bruder zu uns auf ein Bierchen, plötzlich streckte er uns eine Schachtel mit einem wunderschönen Verlobungsring entgegen, welche Ehre für uns – wir waren die ersten, die davon erfuhren – er wolle seine Freundin fragen, ob sie ihn heiraten möchte. Wir unterhielten uns noch über dies und das. Plötzlich eröffnete er uns ganz leise, dass er uns eine weitere Mitteilung zu überbringen habe. Für uns müsse es sich wohl wie einen Hammerschlag anfühlen, dass er im Sommer Vater werde.

Im Improvisieren, wenn ich mir meinen Schlachtplan vorher zu recht gelegt habe, bin ich wirklich weltklasse. Hm... Berechnung trifft den Umstand wohl besser. In diesem Moment konnte ich nicht anders, stand auf umarmte und beküsste meinen Bruder. Und, wenn ich das bei ihm machen darf, muss es gewiss einen triftigen Grund geben. Ich habe mich solchermassen für ihn gefreut und er freute sich über meine Reaktion. Ich glaube, er war auch etwas erleichtert über mein geradliniges Verhalten.

Liebes Böhnchen – wie dich "ungeborenes Baby" mein Bruder liebevoll nennt – du machst mich zur Tante, so traumhaft. Gespannt bin ich auf deine Welt und unsere gemeinsame Zeit. Und Liebes ich entschuldige mich bereits heute, wenn ich mir manchmal selber im Weg stehen werde. Es wird bestimmt nicht an dir liegen, garantiert auch nicht an deinen Eltern, sondern an meiner Situation. Denn eins ist mir klar, manchmal träume ich schwer, und nichts bleibt wie es war.

Die aufkeimende Missgunst, die schürfende Verletztheit und den bodenlosen Kummer habe ich im Verborgenen herunter geschluckt. Nur so konnte ich mich in diesem Augenblick einfach für meinen Bruder freuen und die Situation überstehen. Im eiligen Augenkontakt mit meinem Mann und anhand seines Schweigens konnte ich spüren, dass ihn die Nachricht tief getroffen hat. So mussten wir nach dem Gespräch wieder einmal die vielen gebrochenen Stücke unserer Herzen behutsam vom Boden aufheben.

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© Fotocommunity
Und wir wissen diese Blitzeinschläge kommen unaufgefordert, so müssen wir unsere Strategie festigen und verfeinern. Und Nachrichten in dieser Art berühren immer auch die eigenen Sehnsüchte. (Liebe "Guru", danke für das Ausleuchten meiner innigsten Gefühle.) Die Messerstiche ermatten niemals, mit den bisherigen neun Jahren unseres Kinderwunsches lernen wir immer eine Portion besser damit umzugehen. Gebratene Tauben fliegen leider nicht einfach so in den Mund...

Montag, 21. April 2014

Liste to do

© Mariechen

Das Leben ist ein Geschenk, das wir besitzen. All die lieben Menschen, die uns auf unserem Weg begleiten, tragen zu unserm Glück bei. Danke euch allen, dass ihr mir zur Seite steht, auf diesem manchmal aussichtslosen Pfad. Sei es persönlich oder auf virtuelle Art und Weise. Ihr alle seid eine Bereicherung für mich. Ich habe eine Liste to do angefangen, mit Dingen, die ich gerne einmal erleben möchte oder tun will, mir aber noch nie Zeit dafür genommen habe. Aktivitäten, von denen man immer redet, aber sich nicht getraut sie zu erfüllen. Eventuell weil man verdrängt oder eben einfach bisher keine Zeit hatte. Wenn nicht jetzt wann dann? Vielleicht hört es sich ein wenig naiv an, aber ist doch egal, wenn es hilft…

- Ballon fahren
- Reise durch einen anderen Kontinenten
- Bewusst die frische Meeresbrise einatmen
- Fallschirmspringen
- Persönliches Engagement für eine Hilfsorganisation
- Oper hören
- Frische Erdbeeren auf einem Feld pflücken und naschen
- Töpferkurs besuchen
- Drei-Tageswanderung mit Übernachtung in einer Berghütte
- Nacktbaden (in einem Bergsee) im Atlantik
- Neue Sportart ausprobieren bspw. boxen
- Cabrio fahren
- (Sushi) Miesmuscheln essen
- Spaziergang an einem Sandstrand bei Sonnen(aufgang)untergang
- Motorradtour
- Vermehrt überzeugt "nein" sagen
- Bungee Jumping
- Angeln
- Fahrrad-Trip
- Einer wichtigen Person ohne Aufforderung offenbaren "ich liebe dich"
- Kerzen ziehen
- Gewollt Meditation ausüben

Sonntag, 20. April 2014

Blickfang

Sehr geehrte Frau Dr. Oberärztin, wieso arbeiten Sie in diesem Jahr nur in Paris? Sie fehlen mir und sie hinterlassen grosse Lücken in der Klinik. Obwohl, es war schon immer ein bisschen ein hektisches Treiben, wie in einem Bienenhaus. Und irgendwie haben sie immer Ruhe ins Spiel gebracht. Grandios. Sie haben diese Wirkung auf Frauen, eben auch auf mich. Wenngleich ich zu Beginn eher kritisch veranlagt bin, haben sie mein Herz bei ihrem ersten Erscheinen erobert. Sie trugen verwaschene Jeans und bequeme Turnschuhe, haben einen starken Händedruck, ein ansteckendes Lachen und in ihren Augen konnte ich Erfahrung und Geschichten über das Leben lesen. Sie haben vier Kinder sind berufstätig und ich schätze Ihre unkomplizierte Lockerheit ungemein. Allerdings sind Sie chaotisch, Sie verlegen Dokumente, aber das macht Sie bereits wieder zu meiner Verbündeten, weil ich selber diesen Makel kenne. Das Brillante an Ihnen ist, dass Sie sich aufrichtig um ihre Patientinnen und Patienten sorgen, welche Ihnen wichtig sind, danke. Ich verzeihe Ihnen sogar Anmerkungen über mein Gewicht. Klar, Sie haben recht, dass ich robust gebaut bin. Dem Schlankheitswahn nacheifern, will ich nicht, das ist mir zu anstrengend. Und doch betätige ich mich gerne sportlich.

Beim letzten Besuch lief einiges schief. Uns wurde Hoffnung und Mut gemacht an einer Studie teilnehmen zu können. Nun wusste man doch über meinen erhöhten Hormonwert Bescheid. Eines vorweg, hier mag ich mich nicht mit den ganzen medizinischen Fachwörtern herumschlagen, das ist definitiv nicht meine Welt, aber ab und zu geht es halt nicht ohne. Ihre Arbeitskollegin erwähnte, dass die Klinik dem nicht so viel Beachtung schenke. Sie informierte wirklich beeindruckend und ausführlich über unsere Krankheitsgeschichte, ich war schon etwas überrumpelt und auch wieder in Vorfreude, endlich geht es weiter. Bei der Blutentnahme hatte sie plötzlich keine Zeit mehr, trotz eines vereinbarten Termins. Mein Dossier sei irgendwo untergegangen. Oder wollte sie mich nur nicht untersuchen, weil sie mich dann aufklären müsste, dass wir nun doch nicht an dieser Studie teilnehmen könnten? Ironischer weise erhielten wir gerade für diese Untersuchung einen Fragebogen zu einer Meinungsumfrage. Dieser wurde von uns noch nicht ausgefüllt. Das Resultat wäre in diesem Augenblick zu emotional und negativ ausgefallen.

Finanziell wäre die Teilnahme an der Studie wirklich eine gute Option gewesen. Nun sind wir ernsthaft am Überlegen, ob wir doch den Weg der Adoption einschlagen sollen. Zurzeit sind wir gerade etwas ratlos. Vielleicht warten wir bis Sie wieder zurück sind und machen dann weiter. Ach, liebe Frau Dr. Oberärztin Sie fehlen mir, genau ich wiederhole mich. Bitte kommen Sie bald retour aus Paris. Oder nein warten Sie, geniessen Sie die Stadt der Liebe, forschen und studieren Sie was das Zeug hält. Und kommen Sie mit ganz vielen neuen medizinischen Erkenntnissen und Energien im Bagages zurück. Und dann fahren wir unsere Behandlung fort, wo wir im letzten Jahr aufgehört haben. Ja, manchmal können Blicke mehr sagen als tausend Worte. In praktischer Arbeit sind Sie nämlich unschlagbar, danke für Ihr Vertrauen.

Herzliche Grüsse
Mariechen
© Mariechen

Mittwoch, 16. April 2014

Wieso wünscht man sich Kinder?

Bei unserem Thema finde ich das eine berechtigte Frage, welche mir bereits tausend-fach gestellt worden ist. Hin und wieder überlege ich mir, ob sich Eltern diese Frage auch schon aus ihrer Perspektive so ausgeprägt in Erwägung gezogen haben, wie wir Kinderlosen…

Gut, wieso kämpfen, weinen, schwitzen, ringen und quälen wir uns für unseren Wunsch nach Kindern? Bevor ich mich für mein Verlangen rechtfertige, muss ich kurz erwähnen, dass ich auch gefragt wurde, ob sich dieses Streben wirklich lohnt? Ob es nicht besser wäre, sich auf ein Leben ohne Kind einzustellen? Wieso engagieren wir uns dermassen? Und wie wird es sich anfühlen, wenn sich dieser sehnlichste Wunsch einmal erfüllen sollte? Welche Ansprüche folgen als nächstes? Wünscht man sich dann ein grösseres Haus, einen erfolgreicheren Job, ein schnelleres Auto, ein kuscheliges Haustier, luxuriösere Ferien? Ganz ehrlich, über solche materialistische Forderungen habe ich mir in dieser Beziehung den Kopf noch nicht zerbrochen. Ich liess sie einfach im Raum stehen und trotzdem haben mich diese Sequenzen zum Nachdenken angeregt. Ebenfalls haben sie mich etwas verunsichert, bergen sie ernsthaft ein gewisses Konfliktpotential?

Es kommt auf die persönliche Grundhaltung an, finde ich. Auf Basis von meiner Herkunft, kann ich hier ehrlich bestätigen, dass ich schlicht und unkompliziert genug bin, um nicht solchen besitzergreifenden Reizen zu verfallen. Ja, ich vertraue meinen Wurzeln, versuche meine Werte zu berücksichtigen und mit Weitsicht zu agieren. So hoffe ich, meinen Weg zu finden unter Berücksichtigung von Verständnis und Balance, und garantiert immer im Wissen woher ich komme.

Demzufolge lege ich mich ins Zeug für die Zukunft meines Mannes, die Zukunft meiner Liebsten und natürlich für meine Zukunft. Die Vergangenheit ist passé, geschehen ist geschehen und ich kann sie nicht rückgängig machen. Die Welt dreht sich weiter, immer und überall. Nach der dunklen Nacht folgt der helle Tag, es wird wieder Nacht und der nächste Tag wartet auf uns. Nicht viel gehört mir, meine Zukunft schon und gewisse Dinge davon kann ich steuern andere nicht. Deswegen versuche ich meine positiven Gedanken auf die beeinflussbaren Sachen zu richten. Leider misslingt es mir manchmal bzw. ein paar Mal öfter.

In meinen Rückblenden habe ich mir "meine" Gastkinder aus Genf verinnerlicht. Im Jahr 1999 durfte ich mich um drei kleine Sprösslinge kümmern als Aupair-Mädchen. Heute habe ich bedauerlicherweise keinen Kontakt mehr, schade. Gerne und viel erinnere ich mich an diese Zeit zurück. Es gab viele lustige, fröhliche und heitere Stunden, aber natürlich auch schwierigere. Dank diesen Kindern habe ich die französische Sprache sprechen gelernt. Denn sie löcherten mich, waren neugierig und forderten mich, so wurde ich ins kalte Wasser geschossen, ich musste antworten und wollte auch. Anfangs stockend und sie korrigierten mich, allmählich verlor ich meine Hemmungen und es sprudelte nur so aus mir heraus und ich konnte das Erlernte aus der Schule anwenden. Manchmal habe ich sogar in Französisch gedacht, wie schräg war das denn.

Mit den Kindern habe ich Barbie gespielt. Obwohl ich es nicht mochte und ich mich heute noch nicht dafür begeistern kann, einfach weil ich nicht so der Püppchen-Typ bin. Aber ich habe mich ihnen zuliebe hingesetzt und beschäftigt. Viel lieber habe ich mit ihnen Fussball und Fangen gespielt, Trickfilme geschaut, bei Schulaufgaben geholfen, sie getröstet, wenn sie traurig waren, für sie gezeichnet, sie in der Schule abgeholt und wenn sie auf dem Schulweg von frechen Schulkameraden angegriffen wurden, verteidigte ich sie. Stritten sie sich untereinander, habe ich geschlichtet und Überzeugungsarbeit beim Zvieri-Essen geleistet. Nun ist es doch schon ein Weilchen her. Wahrscheinlich klingt das jetzt völlig banal, aber ich habe bis heute keine zufriedenere Arbeit gefunden. Denn, ich war mit meinem ganzen Herzen dabei. Bestimmt, es gab auch Situationen, wo ich überfordert war, dann konnte ich auf die Hilfe meiner Gasteltern zurückgreifen.

Ja, dafür kämpfe ich. Für ein Leben, wo ich mit ganzem Herzen dabei sein darf. Wo ich nicht gemessen werde anhand meines beruflichen Erfolges, sondern die inneren Werte mehr zählen. Ooohhh, ich wünsche es mir so sehr! Ja, dafür stehe ich jeden Morgen auf und kämpfe. Es kann sein, dass wir an den finanziellen Hürden scheitern, wenn eine Ausland-Adoption konkret wird. Dann müssen wir unseren Traum vertagen, bis wir das Geld mühselig zusammengespart haben. Und in diesem Fall können wir es vermutlich erst in zwei bzw. drei Jahren angehen. Wollen wir es dann überhaupt noch? Ich weiss es nicht tatsächlich! Aber ich bin mir ganz klar bewusst, wofür ich jetzt kämpfe.

Ein 6-jähriger Junge ist mein Patenkind. Für ihn interessiere ich mich, schenke ihm Erlebnisse und Zeit. Begeistert erzählt er mir aus seinem Alltag und quetscht mich aus. Somit habe ich als Gotte die aussergewöhnliche Chance als Bezugsperson ihm die Welt zu erklären. So gut wie möglich, versuche ich richtig und glaubwürdig zu antworten. Auf Fragen wie: Weshalb macht ein Traktor Lärm? Warum träumen wir? Wieso ist die Banane krumm? Weshalb ist Gras grün? Warum brennen Brennnesseln auf der Haut? Was passiert, wenn ich sterbe? Wieso raucht Onkel Thomas? Wie heiss ist die Sonne? Pupsen Fische?

Der Knirps nimmt mich beim Wort und aus meinen Antworten gestaltet er sich seine eigene Weltanschauung. Hin und wieder erlaube ich mir ein Spässchen und wir beide können uns beinahe totlachen. Oder ich mildere Fakten und Wahrheiten ab, denn die Realität des Lebens wird er früh genug zu spüren bekommen. Manchmal kann ich ihm nur mit einem ratlosen Schulterzucken mein Unwissen offenbaren. Und plötzlich gestaltet er sich seine eigene Antwort. Das Erstklassige an der kindlichen Neugier ist, dass diese Fragen mir immer wieder eine Welt aufzeigen, welche ich ohne sie manchmal vergesse oder teilweise auch nicht mehr sehe. "Mariechen, was ist das Gegenteil von Rechnen?" "Uiuiui, ich habe keine Ahnung." "Das ist doch logisch, schreiben…"

Samstag, 12. April 2014

Brauchen Frauen Abenteuer?


Lichtblicke, http://www.fine-art-panorama.com/

Liebe Alle

Nein, ich spreche hier und jetzt nicht von durchorganisierten Reisen, mystischen Affären, von einschläfernden Unternehmungen oder von hektischen Shopping-Erlebnissen. Vielmehr von gedanklichen Märschen ins Unbekannte. Das gewohnte Umfeld wird verlassen bei dem der Ausgang ungewiss ist. Gerne dürft ihr mich auf meinen Streifzügen begleiten und eines ist sicher, es ist kein gemütlicher Spaziergang, sondern eine zermürbende Gratwanderung auf emotionaler Ebene beladen mit Gepäck voller Empfindungen.

Machtlosigkeit, Betroffenheit, Spürsinn, Wirkung, Zuversicht, Annahme, Aufregung, Besorgnis, Zweifel, Güte, Befürchtung, Verdrängung, Gewissheit, Schmerz, Wirrwarr, Panik, Intuition, Gemütszustand, Leidenschaft, Unruhe, Wut, Hingebung, Scheitern, Bodenlosigkeit, Erdung, Verstand, Angst, Geistesblitz, Herzklopfen, Niederlagen, Verständnis, Eifersucht, Temperament, Neid, Mitleid, Trauer, Hoffnung, Interesse, Begeisterungsfähigkeit, Trost, Liebe, Klarheit, Unsicherheit, Schwäche, Hingebung, Streben, Wiederstand, Ungeduld, Tiefe, Sehnsucht,…

Es ist meine Geschichte, mein Abenteuer, ja mein Leben. Oder besser gesagt, unser aufreibender Nervenkitzel über die ungewollte Kinderlosigkeit. Ich erzähle von unserer Odyssee, also von unserer langen Irrfahrt zum ersehnten Glück. Unglaublich viele Frauen sind gezwungen diesen Weg zu beschreiten und ich bin eine Betroffene unter Unzähligen. Und zum allerersten Mal gelange ich an Grenzen und hinterfrage mich, ob wirklich der Weg das Ziel ist? Denn ja, ich lebe und spüre Schmerz, Leid, Zorn und Verzweiflung... also lebe ich wohl… Diese Achterbahn von Gefühlen habe ich mir nicht ausgesucht, nein wohl eher bin ich vom Leben auserwählt worden, wofür denn? Diesen hölzernen Weg zu beschreiten? Wieso? Aha stimmt, das Leben ist kein Wunschkonzert, oje bitte entschuldigt, das habe ich kurz vergessen…

Sehr, sehr lange wirklich viel zu lange, haben mein Mann und ich nicht über dieses Thema mit Aussenstehenden gesprochen. Gerade weil es so persönlich und privat ist. Erst mit den ganzen medizinischen Abklärungen konnten wir uns endlich unserem engsten Umfeld ein Stückchen öffnen und ihm unser Problem erklären. Für mich ist es elend schwer darüber zu reden, denn als eher ruhige und reservierte Person fällt mir das wirklich nicht locker und leicht. Und ich werde auch künftig nicht entkrampft darüber erzählen können. Nun weiss ich aber, damit mich meine Mitmenschen ein Stückchen besser verstehen können, komme ich nicht darum herum, ihnen meine Situation zu erläutern. Denn Kinderlosigkeit ist ja nicht Standard, sondern die Ausnahme. Und ist auch immer etwas, das verdeutlicht werden muss. Weil die Gedanken der Zeitgenossen nicht vorhersehbar sind. Zum Glück nicht, ansonsten hätte nämlich auch ich etwas dagegen. Die Meinungs- und Gedankenfreiheit ist für mich ein sehr kostbares Gut! Aber es liegt in meiner Hand, wie ich auf andere reagiere, wirke und vielleicht auch ein wenig Berieselung einnehme. Was mein Umfeld daraus macht, bleibt ihm überlassen. Es kann versuchen zu verstehen meine Situation, mein Verhalten und meine Handlungen, wenn es den verstehen möchte. An guten Tagen ist mein Sinn für Ironie stärker als mein Pessimismus. In Tagen der Erstarrung verstehe ich meine Vorhaben nicht als Flucht, vor den sich häufenden Problemen, sondern ich handle einfach, wie in Trance und doch in der Überzeugung die einzig mögliche Entscheidung getroffen zu haben…

Am besten geht es mir, wenn ich im Alltag funktionieren darf und es nicht überall zum Gesprächsthema aufgegriffen wird. Und es ist gut, wenn ich Schwangeren und Familien begegne und mich mit ihnen freue, aber meinen Schmerz müssen sie ja nicht gleich offensichtlich erkennen. Denn ich bin eine Betroffene, aber das letzte was ich will, ist ein Opfer sein. Ja, die traurigen Augenblicke nehmen momentan viel Platz ein in meinem Leben, wo ich weine und die Welt beschimpfe. Und eines könnt ihr mir glauben, diese Momente sind in letzter Zeit nicht spärlich.

Das gemeine am Kinderwunsch ist, wenn die biologische Uhr abläuft. Nun ist es ja nicht so, dass er eines schönen Tages verschwunden ist. Er lässt sich auch nicht wegblasen wie eine Seifenblase, die dann unweigerlich plötzlich zerplatz. Er ist der ständige Begleiter, ein Leben lang. Einen Abschied davon stelle ich mir unendlich schwer vor, und ich bewundere jede und jeden, die diesen Weg gegangen sind. Die Kriegswerkzeuge niederzulegen und die Kinderlosigkeit zu akzeptieren, das ist meines Erachtens unermesslich stark. Nein, ich kann die Niederlage (noch) nicht akzeptieren, deshalb bin ich in dieser impulsiven Kampfbereitschaft immer und überall. Spontan jetzt gerade würde ich gerne auf dieses Abenteuer unseres Kinderwunsches verzichten. Entgegen diesem Verlangen ist mir unverkennbar bewusst, dass ich nicht so fühlen könnte, würden wir diesen Pfad nicht gehen müssen.

Nun, wer hat an der Uhr gedreht? Ist es wirklich schon so spät? Stimmt es, dass es sein muss: ist für heute wirklich Schluss? Heute sind nicht alle Tage, genug ist zu wenig, ich komm wieder keine Frage.

Herzlichst Mariechen



Ich bin ich

Vorab zunächst ein Geständnis liebe Leserinnen und Leser, ich verschleiere hier meine Identität, indem ich einen Decknamen benutze. Es ist eine Art Schlupfloch meiner selbst. Ungeachtet dieser Anonymität werde ich euch auf meine innerlichste Gefühlsachterbahnfahrt mitnehmen.

Was euch erwartet: Eine Persönlichkeit mit Ecken und Kanten. Wir Menschen sind nun einmal aus ganz unterschiedlichen Materialien gebaut. Zumal Gefühle auch immer verschieden interpretiert werden. Aber ist nicht entscheidend, was sich im Innern findet? Und dort ist bei mir immer ein Plätzchen frei, für alle die anklopfen. Meine Kolleginnen und Kollegen haben die Gewissheit, dass ich sie gerne habe und sie mir wichtig sind. Ich fordere nichts, was ich selbst nicht geben kann.

Was ich mir erhoffe: Schreiben befreit, dank einer ganz besonderen Person konnte ich diese Erfahrung im letzten halben Jahr herausfinden. Sie ist quasi mein "spiritueller" Guru. Freundschaften sind eine Riesenbereicherung im Leben. Aber was macht eine Freundschaft aus? Eine wichtige Eigenschaft einer wahren Freundschaft ist für mich das vertraute Gefühl, das auch dann besteht, wenn man sich lange Zeit nicht gesehen hat und auch nicht direkt Kontakt hatte. Ein Empfinden, als wäre man nie fort gewesen.

Was ich mir wünsche: Die enorme Belastung, die mit dem Kinderwunsch verbunden ist, soll endlich nachlassen, damit wieder vermehrt Unbeschwertheit und Gelassenheit in unserem Leben Platz findet. Die Geheimnisse von Verbündeten gilt es zu respektieren. Sie warten geduldig darauf, dass der andere in der Lage ist über Empfindungen zu sprechen. Oder verstehen es, wenn es noch nicht soweit ist. Über Gedankenanstösse, Ratschläge sowie Kritik freue ich mich, kurz gesagt jede Anregung – ob ersucht oder nicht – ist besser als keine, merci!

Und jetzt muss ich üben gehen, schreiben.

Herzliche Grüsse
Mariechen